1984 wurde ich als Nachzügler von vier Kindern geboren und Birgit genannt. Aufgewachsen bin ich auf dem elterlichen Weinhof in der Süd-Ost-Steiermark.
Kirche, Pfarre und religiöse Traditionen waren fixe Bestandteile in unserer Familie. Ich habe das nie hinterfragt weil ich es irgendwie schön fand. Ab 12 sang ich sogar im Kirchenchor und spielte dann und wann Orgel.
Mit 14 wechselte ich auf eine Schule nahe Wien, weshalb ich nur noch selten nach Hause kam. Meine Kirchgänge setzte ich auch dort fort, wenn auch nicht so regelmäßig, Oft betete ich zu Gott. Nicht mit vorformulierten Gebeten, wie ich es aus der katholischen Kirche kannte, sondern in Form von persönlichen Gesprächen. Er war mir in der Fremde quasi mein bester Freund.
Ich war ehrgeizig und engagiert, bei den Professoren beliebt, aber dennoch kein „Strebertyp“. Anerkennung holte ich mir durch Leistung. Das war weiter kein Problem. – Auf der Beziehungsebene war dieses Denken allerdings ein Problem: Ich wollte gefallen, um geliebt zu werden. Und so war es nicht verwunderlich, dass ich eines Tages – mit 17 – schwanger wurde. Von der „großen Liebe“ blieb keine Spur mehr. Irgendwie wusste ich aber, dass ich dieses Kind bekommen sollte. Zu dieser Zeit war mir das Gebet besonderer Halt. Letztlich verlief alles gut – vor allem auch deshalb, weil meine Familie viele Stunden und sogar Jahre für meine Tochter und mich geopfert haben.
Dennoch: Immer öfter erfuhr ich im weiteren Erwachsenen- und Beziehungsleben, dass der zwischenmenschlichen Nähe auch Enttäuschung und Verletzung innewohnte. Aus diesen Erfahrungen heraus formte sich mein Männerbild, und daraus wiederum meine Persönlichkeit als Einzelkämpferin. Aber Stürme im Leben waren auch immer Zeiten, wo ich mich Gott zuwandte. Leider blieb es bei der Kummernummer: Sobald es mir wieder besser ging geriet auch Gott wieder in Vergessenheit…
Eines Tages – ich war mittlerweile alleinerziehend und wir hatten einige Umzüge hinter uns – lernte ich meinen Nachbarn, einen gläubigen Christen, kennen. Wir wohnten zwar schon einige Zeit nebeneinander und grüßten uns, hatten aber sonst weiter nichts miteinander zu tun. Beim ersten „Garten-Nachbarn-Feierabend-Acht‘l“ fragte ich ihn, was es eigentlich mit seiner Schautafel auf sich hatte, bei der man auch kostenlos „Neue Testamente“ mitnehmen konnte. – Meine Kinder und deren Freunde bedienten sich nämlich regelmäßig daran und brachten sie mit nach Hause. Und so erzählte er mir von Gott und von Jesus, der an unserer Stelle für unsere Sünden gestorben ist. – Und von seinem eigenen langen Weg, bis er diese entscheidende Erkenntnis durch die Bibel gewonnen hatte.
Ich war fasziniert und tief berührt, dass jemand – noch dazu ein Mann (!) – so frei und selbstverständlich über seinen Glauben sprechen konnte. – Bisher war dieses Thema für mich etwas höchst Persönliches gewesen, zumal in den Partnerschaften bislang dafür kein Platz war. Auf jeden Fall bekam ich zum Jahreswechsel ganz unerwartet ein Buch von ihm. Eine Art Kalender: jeden Tag wurde ein Bibelvers zitiert. Dieser war Ausgangspunkt für Gedanken zu unterschiedlichen Lebensbereichen, verfasst von verschiedenen Autoren.
Anfangs las ich ganz artig darin. Dann kehrte der Frühling ein – draußen in der Natur und drinnen in mir: Ich war verliebt, abgelenkt und der Kalender ward immer seltener gelesen. Dafür aber trieben sich immer öfter Gedanken in meinem Kopf herum, die ein gemeinsames Leben mit diesem neuen Partner und ein trautes Heim inbegriffen. Da ich aber einige Abstriche hätte machen müssen, machte sich schon nach kurzer Zeit zunehmend Unzufriedenheit in mir breit.
Diese Unzufriedenheit bewog mich schließlich dazu, wieder in diesem Gedanken-Kalender zu lesen. Es war der Eintrag vom 12. Juni 2015. Ehrlich gesagt war es in diesem Moment weniger der Vers selbst, als mehr die Ausführung des Autors. Er schilderte, dass ein gläubiger Mitchrist bei einem Gespräch gemeint hatte, dass ihr Leben doch ziemlich hohl gewesen sein muss, bevor sie zum Glauben an Jesus Christus gekommen waren. Seine Frau und er fühlten sich vor den Kopf gestoßen, schließlich hatten sie beide geheiratet, drei gesunde Kinder bekommen, ein Haus gebaut und er hatte ein sicheres Einkommen als Polizeibeamter. Er schrieb aber weiter, dass er im Laufe der Zeit immer mehr zu der Überzeugung kam, dass dieser Mann Recht hatte! Ein Leben ohne Gott mag von außen schön aussehen, ist aber im Inneren leer und substanzlos.
Bumm! – Das war eine Ohrfeige! – Strebte ich nicht genau das an? Selbst wenn ich mir alle Wünsche erfüllen konnte, wäre es doch kein erfülltes Leben!
Ich begriff, dass ich Gott nun wirklich kennenlernen musste. – Aber wie? – Die Bibel, auch sie war ein Geschenk von meinem Nachbarn, hatte schließlich mehr als 1300 Seiten, mit geschätzter Schriftgröße 3! – Wo sollte ich da anfangen!? – Und als hätte Gott meinem Nachbarn meine Not zugeflüstert, erhielt ich ein drittes Buch von ihm: Es war eine Überschau der Bibel-Handlung, also quasi ein Roter Faden vom Alten bis ins Neue Testament. – Das war genau das Richtige für mich!
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich Jesu Tod am Kreuz im Grunde nur als „geschichtliches Ereignis“ gesehen. Jetzt aber erfuhr ich, dass sein Tod mit mir persönlich zu tun hatte! – Er ist für mich meinen Tod gestorben! – Immer wieder war ich beim Lesen des Buches zu Tränen gerührt. Ich konnte nun meine vielen Verfehlungen meines bisherigen Lebens sehen. Und, dass ich mich in einer dieser Verfehlungen gerade befand: in einer Lebensgemeinschaft mit meinem Partner in „wilder Ehe“…
Dennoch trennte ich mich noch nicht von diesem Mann, denn ich hoffte, dass auch bei ihm Interesse für Gott keimen würde. So fasste ich einen Plan: Ich wollte ab sofort enthaltsam sein!
Wie das ausging? – So wie bei allen Vorsätzen: Ich brach ihn.
Doch es war ein Bruch, der auch meine Kämpfernatur zu Bruch gehen ließ. Diese stand nämlich immer noch zwischen Jesus und mir. – Aber nun hatte ich den Beweis: Ich war schwach und war umhergetrieben von menschlichen Begierden. Ich erkannte, dass ich Gott brauchte!
Ich machte also ganz Sache mit Gott, und bereute tief. – Und ich machte ganze Sache mit diesem Partner und trennte mich. Immer wieder begegnen mir Mitmenschen überrascht, dass ich – noch immer – Single bin. Aber ich lebe nun in der Gewissheit, dass Gott für den richtigen Partner sorgen wird. Einen Partner, der Gottes Ordnung achtet und ehrt, damit jeder den anderen liebe – mehr, als sich selbst. – Eben so, wie Jesus es tat!
Auch sonst hat sich viel geändert in meinem Leben und Denken:
Mein Streben nach beruflicher Verwirklichung ist in den Hintergrund getreten. Der Beruf war mir – das muss ich leider so eingestehen – wichtiger als meine Kinder. Ich bedauere das sehr, bin aber froh, dass Gott noch rechtzeitig in mein Leben trat. Nämlich zu einer Zeit, da ich meinen Kindern doch noch Mutter sein konnte, wenn auch nicht mehr ganz so lange.
Ich weiß nun, wo mein Platz als Frau ist. Bin dankbar, dass ich Mutter sein darf. Bin dankbar, dass ich Schwieriges im Leben – auch in der Familie – mit dem Bewusstsein tragen kann, dass Gott mir immer zur Seite steht. Bin dankbar, dass Gott mein Vater ist. Ein Vater, der wirklich treu ist, und mich niemals verlässt. Und ich weiß mich geliebt – so sehr, dass auch meine größten Fehler im Leben verziehen sind und ich von vorne beginnen kann.